14. August 2024

Hochwasserrisiko minimiert

Die Kraftwerke Moosbrunnen 1 und 2 haben neue Sicherheitssysteme erhalten. Die frisch angebrachten Klappen leiten bei Hochwassergefahr überschüssiges Wasser vollautomatisch ab.

Im August 2023 führten tagelange, starke Regenfälle in Norwegen zu Hochwasser und Überschwemmungen. Ein besonders dramatischer Zwischenfall traf das Wasserkraftwerk Braskereidfoss, welches Norwegens längsten Fluss Glåma rund 100 Kilometer nördlich von Oslo aufstaut. Stundenlang stieg der Wasserpegel hinter dem Damm immer höher, bis schliesslich Wasser in das Kraftwerk eindrang und ein Teil des Dammes brach. Rund 1000 Menschen konnten gerade noch rechtzeitig evakuiert werden. Landstriche unterhalb des Werks wurden überflutet und es entstanden enorme Schäden.

In der Schweiz verfolgte Andreas Appenzeller bestürzt die Unglücksnachrichten und fragte sich: «Weshalb öffneten sich die Luken des Wasserkraftwerks nicht rechtzeitig und führten das viele Wasser ab?» Appenzeller überblickt auch die Sicherheitsvorkehrungen der ADEV Wasserkraftwerke. Im Untersuchungsbericht fand er eine Antwort: Die Zentrale lief mit Wasser voll, was zum Ausfall der automatischen Öffnungssysteme führte. Den Fachmann überrascht dies leider nicht: «Viele Systeme sind genau in diesem Punkt anfällig, da für die Notöffnung Motoren automatisch anspringen müssen, die nicht selten unter dem Hochwasserspiegel platziert sind.» 

Die Lösung öffnet sich mechanisch

Einen einfachen Ausweg bieten sogenannte «inhärente Sicherheitssysteme»: Die Klappe des Stauwehrs öffnet sich mechanisch, ohne dass Strom, ein Motor oder menschliches Zutun nötig ist. Sie eliminieren die potenzielle Gefahr bereits an der Quelle und lassen sie gar nicht erst entstehen.

Bei den ADEV-Wasserkraftwerken sind inhärente Sicherheitssysteme der Standard. Beispielsweise, indem schwimmende Teile eine hydraulische Leitung aufdrücken, die dann die Klappe ganz oder teilweise öffnet.

Oder – wie beim Kraftwerk Juramill – ein Schlauch, der bei Hochwasser automatisch absinkt und das überschüssige Wasser rechtzeitig unter das Kraftwerk ableitet. Seit 1996 funktionieren diese Sicherheitssysteme immer zuverlässig und schützen die Umgebung vor Überschwemmungen und vollgelaufenen Kellern. Schwerere Überflutungen waren daher noch nie ein Problem bei den Kraftwerksanlagen der ADEV. Ein positiver Nebeneffekt ist, dass die Kosten für die Wartung und Instandhaltung dieser Einrichtungen nahezu vernachlässigbar sind.

Nachholbedarf bei Moosbrunnen 1 und 2 

Die beiden Kraftwerke Moosbrunnen 1 und 2 waren als letzte noch nicht mit einem inhärenten System gesichert. Um die Klappen im Notfall zu öffnen, musste ein alter VW-Motor mithilfe von Batterien anspringen, der dann den Schützantrieb von 1947 aufmachte. Das System war gut gewartet und sprang jeweils zuverlässig an. Aber, wie das Beispiel aus Norwegen zeigt, schwang immer ein Restrisiko mit.

Die ADEV investierte deshalb 700’000 Franken, um die beiden Kraftwerke mit einem hydraulischen Klappensystem auszurüsten. Gleichzeitig wurde die Turbine von Moosbrunnen 1 revidiert. Während den Bauarbeiten wurde der Zulaufkanal bis auf eine kleine Restwassermenge für die Fische entleert, und es schlug ein geringer Produktionsausfall zu Buche. Nun sind sämtliche ADEV-Wasserkraftwerke durch zuverlässige inhärente Sicherheitssysteme geschützt und öffnen die Stauvorrichtungen automatisch ohne Strom bei zu viel Wasser. 

Impressionen der alten und neuen Sicherheitssysteme